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3. Fachgespräch

Dem Geist des Abenteuers auf der SpurVacation

… auf dem dritten bundesweiten Fachgespräch des NOA Berlin am 27. und 28. April.

Jede Menge Gäste mit dem Kopf unterm Arm. Manche haben ihn unterm Stuhl abgestellt oder auf dem Flügel. Köpfe mit Masken, Köpfe mit Augenklappen, mit eingerammtem Trichter oder Kompass auf der Stirn… Was ist das für eine merkwürdige Veranstaltung, in der Köpfe rollen, behämmert, vernagelt und erleuchtet werden? Na, was wohl: Eine Bildungsveranstaltung natürlich, was sonst?

Allerdings eine, die Köpfe wenden und Leichtigkeit ins Denken bringen will.

Gerlinde Lill berichtet.:
Recht auf Abenteuer? Lust auf Bildung!

So heisst der Titel des Fachgesprächs 2009, zu dem das Netzwerk Offene Arbeit (NOA Berlin) zum dritten Mal in seiner achtjährigen Geschichte ins Jagdschloss Glienicke geladen hat.

Und aus allen Richtungen der Republik sind die Verfechterinnen und Vorkämpfer von Öffnung und Vernetzung dieser Einladung gefolgt, neugierig darauf, was sich hinter dem abenteuerlichen Titel verbergen mag.

2. Fachgespräch

Ohne Spiegel kein Selbstbild – oder?outside mirror,

Wie sind wir zu unserem Spiegelthema gekommen?

Drei Wege führten nach Rom:

1. Ein Fazit des Fachgesprächs 2004 war die Dringlichkeit des Themas „Streitkultur“. Gekoppelt an die zweifelnde Frage: Wie intensiv und (selbst)kritisch gehen wir miteinander in die Diskussion, um uns in der OA weiter zu entwickeln? Sind nicht auch wir sehr vorsichtig oder umgekehrt schnell verletzt?

2. Der „Beobachtungsboom“, der im schlimmsten Fall in Rastern und Bewertungsbögen, mit vorgebenen Kategorien und mit der Defizitbrille daher kommt. Der aber auch zu einer Gegenbewegung geführt hat: Skepsis, Wachsamkeit, Intensivierung des Gedankens der Beachtung und des verstehen Wollens von Kindern, weg vom bloßen Gedankens der Handwerkszeug, hin zur Auseinandersetzung mit sich selbst, der eigenen Rolle und Professionalität.

3. Der positive Blick als Grundhaltung – gegenüber Kindern und genauso unter uns Erwachsenen: Sehen wollen, was da ist, was möglich ist, was gut läuft und sich entwickelt. Sehen wollen, wofür die Antennen ausgefahren sind, was (im doppelten Sinne) bewegt.

So entspann sich bei den NOA -Frauen nach und nach eine spezifische Spiegelidee: Nicht „den Spiegel vorhalten“, sondern widerspiegeln ist die Devise.

Eine These die daraus entstand:

Voraussetzung für stärkende Rückmeldungen ist nicht der Verzicht auf Kritik, sondern das spürbare Bemühen um Verstehen.

Darum geht es. Bei kollegialer Beobachtung ebenso wie bei der Beobachtung von Kindern.

Wir verstehen uns als Teil einer Suchbewegung.

1. Fachgespräch

fachDie Sozialpädagogische Fortbildungsstätte Jagdschloss Glienicke stellte uns die Remise zur Verfügung und wir konnten unseren Gästen so eine besonders schöne Umgebung bieten. Mit einer „Blauen Stunde“ zur Begrüßung am Abend vor dem Fachgespräch ging es los: Ein leckeres Büfett, Schlossansichten und Märchen, untermalt von Livemusik am Flügel – die Einstimmung in einen sinnlichen Bildungstag gelang.

Am nächsten Tag rankten sich die Debatten um eine These, die als roter Faden an der Wand hing:

Alles was für Kinder gilt, gilt auch für uns.

Auch wir sind Akteure unserer Entwicklung. Auch wir brauchen Lust und Interesse, um uns einzulassen, Herausforderungen, um zu wachsen, Erfolgserlebnisse, um mutig zu bleiben.
Am Ende des Tages standen gemeinsame Erkenntnisse und neue Fragen. Ein Fazit der Diskussion war: Wir müssen Reflexion und Dialog im Team systematisch absichern. Wenn wir es schaffen, uns selbst zu beobachten, uns wechselseitig Rückmeldungen zu geben und darin die Chance für produktive und gemeinsame Veränderungen zu erkennen, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

Im Praxisjournal für ErzieherInnen, Eltern und GrundschullehrerInnen – verlag das netz – „Betrifft Kinder“ Heft 01/05 ist unter dem Titel „Lust auf Leben“ der ausführliche Bericht über das bundesweite Fachgespräch nachzulesen.